Der neueste Coup von Damien Hirst:
Er überlässt die Produktion seinen Kunden*innen und einer KI.
The Beautiful Paintings, Damien Hirst, 2023. Photographed by Prudence Cuming Associates
Damien Hirst zeigt es mal wieder allen. Der „Nietzsche des Kunstmarktes“ lässt jetzt seine Kunden ihre Bilder selbst erstellen. Hirst malt seine präganten Spin-Paintings nicht mehr selbst. Stattdessen hat er einen neuen KI-Generator aufgesetzt. Dort kann man sich seinen eigenen Hirst erstellen.
The Beautiful Paintings nennt Hirst seinen neuen Coup. Sie nehmen Bezug auf seine Spin-Paintings aus den 90er Jahren. Damals lies Damien Hirst von einer Leiter aus Farbe auf rotierende Leinwände tropfen. Das Ergebnis waren die Spin-Paintings, bei denen die Farbe druch die Rotation nach außen getrieben wurden.
Die neuen Arbeiten sind etwas flacher und präziser als die physischen Gemälde. Was wohl daran liegt, dass Hirst die Arbeit der Rotation einem KI-Algorithmus übertragen hat. Veröffentlicht hat Hirst das Ganze über Twitter.
Man wird auf die Seite von heni.com geleitet. Die Plattform mit der Hirst schon seine anderen NFT-Projekte umgesetzt hat.
Hier kann man aus verschiedenen Styles sowie Farbeinstellungen wählen und sich sein eigenes Kunstwerk erstellen. Wem selbst dies zu viel Entscheidung sein sollte, der kann die Plattform eigenständig machen lassen. Die Kosten für einen echten Hirst liegen bei bis zu 6000 US $, bei 100 cm Durchmesser, für den Print auf Leinwand oder bei 2000 US $ für das NFT (auf der Ethereum Blockchain). Die echten Sammler nehmen natürlich beides.
Selbst die Titel der einzelnen Bilder werden vom Computer erstellt. Ist man mit dem Bildtitel nicht zufrieden, lässt man sich per Click einfach einen neuen generieren.
Immerhin: Der Meister signiert noch selbst.
Der Drop ist noch bis zum 10. April 23.59 Uhr online.
Mal wieder zertrümmert Hirst den Kunstbetrieb.
Man mag das alles jetzt lächerlich und spinnert finden. Fest steht: Damien Hirst hat mal wieder als einer der ersten großen Künstler am schnellsten auf die Veränderungen der Technik und deren Auswirkungen auf die Kunst und den Kunstbetrieb regiert.
Im Grunde ist das alles auf eine kuriose Weise sehr stimmig. Selbst die Shop-Präsentation mit den rumstehenden Stühlen als Reverenzobjekte für die Größe. Die Bilder sind keine große Kunst aber wenn man die Maschine machen lässt, werden die Bilder schön dekorativ. Auch die Veröffentlichung als NFT rundet das Projekt ab. Die Künstlersignatur wird über das digitale Echtheitszertifikat auf der Blockchain ergänzt. Das Ganze dann vom Britischen Malerstar signiert und fertig ist die Laube.
Das wäre die erste Ebene. Spannender wird es wenn wir den Ansatz in seiner Konsequenz zu Ende denken. Fakt ist ja, erst der Kontext mit Damien Hirst mach dieses Prinzip für den klassischen Kunstmarkt akzeptabel. Wie wird es aber sein, wenn sich außerhalb des etablierten Kunstmarktes solche KI-Modelle durchsetzen? Feiern wir dann die Programmierer als Künstler oder uns selbst, weil wir deren Maschine bedienen?