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„Promtography“ – Boris Eldagsen und seine KI-Fotografien

„Pseudomnesia: The Electrician“, mit dieser Fotografie gewann Boris Eldagsen den diesjährigen Preis des Sony World Photography Award (SWPA) – und lehnte ihn ab. Daraufhin entfachte nicht nur in der Kunstwelt eine Diskussion. Jedoch nahm die Diskussion eine andere Richtung an, als Eldagsen sie vorsah.

Quelle: https://www.eldagsen.com/sony-world-photography-awards-2023/

Boris Eldagsen ist ein Photomedia-Künstler, der sich in den letzten Jahren vermehrt mit der Thematik der Künstlichen Intelligenz auseinandergesetzt hat, sowohl in seinen künstlerischen Arbeiten, aber auch informativer Art in Form von Vorträgen und Workshops. „Pseudomnesia“ ist eine Fotografie Reihe, die vorgibt etwas zu sein, was sie nicht ist – und zwar Fotografien. Nicht durch eine Kamera und einen Auslöser betätigt, sondern durch Programme wie Dall-E oder Midjourney und Prompts, entsteht ein Bild, das einer Fotografie verblüffend ähnlich ist. Es scheint so echt zu sein, dass der Jury des SWPA nicht aufgefallen ist, dass hier keine authentische Fotografie den Wettbewerb gewinnt, sondern eine „Promptography“.

Damit wollte Eldagsen die Basis für eine offene Diskussion schaffen: „Man kann KI nicht einfach benutzen, man muss sich positionieren!“. Während Beteiligte des SWPA behaupten, sie hätten gewusst, dass es sich um ein mit KI generiertes Bild handelt, widerlegt Boris Eldagsen das mit einem Mailverlauf, den er auf seiner Website veröffentlichte (https://www.eldagsen.com/sony-world-photography-awards-2023/). Nachdem Eldagsen den Preis nicht angenommen hat und die von ihm erwünschte Diskussion im Rahmen der Preisverleihung ausblieb, wurde die Fotografie mittlerweile entfernt.

Auch wenn sein gewagtes Experiment nicht ganz so verlief, wie der Künstler es sich gewünscht hatte, sprechen aktuell viele Fotograf*innen und Kunstschaffende aus dem Bereich über seine Aktion.  Gerade weil Künstliche Intelligenz immer mehr den Weg zu uns in den Alltag finden, erfährt das Thema mehr Aufmerksamkeit. Der Bildjournalismus bleibt da nicht außen vor. Im Gegenteil, gerade dort kursieren schon seit geraumer Zeit Fakes. Bilder, von denen wir nicht unterscheiden können, ob diese das abbilden, was wirklich geschehen ist. Natürlich ruft das viele Fragen auf. Da geht es nicht nur darum, wie und ob Bilder auf Authentizität geprüft werden können, da stellt sich auch die Frage, ob durch solche Fakebilder die Grundlagen der Demokratie in Gefahr stehen. Kennzeichnungen der Medien nach der Authentizität, dem generierten Grad und der Manipulation, könnten dabei Abhilfe verschaffen. So oder so müssen wir uns diesem Thema stellen und kritische Auseinandersetzungen zulassen, besser früh als spät. Denn was damit anfängt unter Freund*innen ein paar verstellte Bilder selbst zu generieren, zum Gag, das kann im großen Stil Probleme auslösen, dessen Konsequenzen wir aktuell nur erahnen können.

Wer mehr über das Thema wissen möchte, der sollte unbedingt die Website von Eldagsen besuchen oder bei der nächsten Gelegenheit bei uns in der Galerie vorbeischauen. Die nächste KI Ausstellung in der Galerie Greulich lässt nicht lange auf sich warten.

Boris Eldagsen *1970

studierte Bildende Kunst an den Kunstakademien von Mainz, Prag und University of Hyderabad (Indien), sowie Philosophie in Köln und Mainz